Interview mit der Zeitschrift HALLO, München
HALLO fragt nach: Was ist dran an der Homöopathie? Wo macht sie Sinn? Wo sind Grenzen?
Homöopathie und Kindermedizin — zwei Ansätze, die sich gegenseitig ausschließen oder ergänzen? Eltern wollen für ihre Kinder das Beste! Immer mehr Eltern fragen oft erst nach homöopathischen Mitteln und Behandlungsmethoden, bevor sie nach klassischen Möglichkeiten suchen. Was ist dran an der Homöopathie, wo macht sie Sinn und wo sind ihr Grenzen gesetzt? Hallo-Wirtschaftsredakteur Bodo-Klaus-Eidmann hat nun bei Dr. Margarete Jäger nachgefragt.
Dr. Margarete Jäger,
München Berg-am-Laim
Woher kommt die Homöopathie?
Der Begründer der Homöopathie, Samuel Hahnemann, lebte von 1755 bis 1843. Er war Arzt und begann schon in seinen frühen Berufsjahren an der damals üblichen Medizin zu zweifeln. Er hatte den Eindruck, daß die Menschen durch diese Medizin eher kränker als gesünder wurden. Aus dieser Unzufriedenheit heraus begann er zu forschen und entwickelte in nächtelanger, monatelanger, jahrelanger Arbeit ganz allein die Heilmethode der Homöopathie. Im Laufe seines Lebens wurde er immer bekannter, da seine neue Methode Erfolg bei vielen Patienten hatte. Die Ärzte, die nach herkömmlichen Methoden arbeiteten, lehnten ihn sehr ab, doch im Lauf der Zeit benutzten immer mehr Ärzte erfolgreich die Homöopathie. Heute ist die Homöopathie eine anerkannte alternative Heilmethode und eine wichtige Ergänzung zur Schulmedizin.
Was heißt eigentlich Homöopathie?
Homöopathie heißt Heilen mit dem Wirkstoff, der beim Gesunden genau die Beschwerden erzeugt, an denen der Kranke leidet. Ein gutes Beispiel ist das Koffein. Beim Gesunden erzeugt Koffein oft folgende Beschwerden: Nervosität, Schlaflosigkeit, Schweißausbrüche und Herzjagen. Kommt nun ein Patient mit diesen Beschwerden zum Homöopathen, könnte er ihm Koffein (=Coffea) verordnen. Der Wirkstoff, also in unserem Beispiel das Koffein, wird im homöopathischen Medikament ganz stark verdünnt, um Nebenwirkungen der Behandlung zu vermeiden. Der Grad der Verdünnung zeigt sich in der sogenannten Potenz (z.B. D 12 oder C 30).
Wie wirkt die Homöopathie?
Bis heute weiß man eigentlich nicht genau, wie die Wirkung der homöopathischen Medikamente zustandekommt. Es ist eine sogenannte Erfahrungsmedizin, d.h. man sieht und erfährt die Wirkung ohne den Wirkungsmechanismus zu kennen. Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, daß das homöopathische Medikament die Lebenskraft des Patienten stärkt. So kommt der Körper mit seinen Schwachstellen besser zurecht. Manchmal verschwinden diese Schwachstellen auch komplett. Bei Kindern wirkt diese Methode besonders gut, da sie auch auf schwächere Reize deutlich ansprechen. In Frage kommt die Homöopathie besonders bei länger anhaltenden Störungen wie Neigung zu Infektionen, Neurodermitis, Asthma bronchiale oder Allergien. Homöopathische Medikamente können ohne Probleme gleichzeitig mit schulmedizinischen Medikamenten gegeben werden. Sie stören sich gegenseitig nur in Ausnahmefällen.
Homöopathie und Impfungen, widerspricht sich das?
Viele Eltern meinen, daß zur Homöopathie auch gehört, auf Impfungen zu verzichten. Das stimmt nicht. Wie Samuel Hahnemann sich zu Impfungen gestellt hätte, wissen wir nicht, da es zu seinen Lebzeiten noch keine allgemeinen Impfungen gab. Er hatte aber ein großes Interesse daran, wie man heftige Ausbrüche von Infektionskrankheiten verhindern könnte. Genau das wollen wir ja heute mit den Impfungen erreichen. So empfehle ich allen Eltern, ihre Kinder nach dem üblichen Schema impfen zu lassen. Auch eine laufende homöopathische Behandlung wird durch Impfungen nicht gestört.
Wie läuft eine homöopathische Behandlung ab?
In einem längeren, intensiven Gespräch werden die Vorgeschichte des Patienten, alle Beschwerden und persönlichen Eigenheiten erfasst. Bei kleineren Kindern berichten die Eltern, größere Kinder erzählen über sich selbst. Dazu kommt eine Untersuchung. Aus all den Informationen, die der Homöopath erhält, sucht er das homöopathische Medikament heraus, das genau zu diesem einen Menschen am besten passt. Die Behandlung dauert meistens mehrere Monate bis einige Jahre und hat keine Nebenwirkungen. Manchmal kommt es nach Beginn der Behandlung zu einer Erstreaktion, d.h. zu einer kurzen und harmlosen Verstärkung der bekannten Beschwerden.
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